Cybertrading Fraud bezieht sich auf betrügerische Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Online-Handel von Aktien, Devisen, Kryptowährungen und anderen Finanzinstrumenten. Diese Art von Betrug kann verschiedene Formen annehmen, darunter:
- Falsche Informationen und Marktmanipulation: Betrüger verbreiten falsche oder irreführende Informationen über ein Unternehmen oder ein Finanzprodukt, um den Preis künstlich zu beeinflussen. Anleger werden dadurch verleitet, zu hohen Preisen zu kaufen oder zu niedrigen Preisen zu verkaufen.
- Pump-and-Dump-Schemata: Dabei handelt es sich um eine spezifische Form der Marktmanipulation, bei der Betrüger ein geringwertiges oder wenig gehandeltes Finanzprodukt massiv bewerben, um den Preis in die Höhe zu treiben. Sobald der Preis gestiegen ist, verkaufen die Betrüger ihre Anteile zu einem hohen Preis, bevor der Preis wieder fällt und die getäuschten Anleger Verluste erleiden.
- Phishing und Identitätsdiebstahl: Cyberkriminelle verwenden Phishing-Techniken, um persönliche und finanzielle Informationen von Anlegern zu stehlen. Diese Informationen können dann verwendet werden, um unbefugte Transaktionen durchzuführen oder Konten im Namen des Opfers zu eröffnen.
- Unlizenzierte oder betrügerische Handelsplattformen: Einige Betrüger erstellen gefälschte Online-Handelsplattformen oder geben sich als legitime Broker aus, um Anleger dazu zu bringen, Geld einzuzahlen, das dann gestohlen wird.
- Softwaremanipulation: Betrüger können Handelssoftware so manipulieren, dass sie fehlerhafte Signale oder Empfehlungen gibt, was dazu führt, dass Anleger schlechte Handelsentscheidungen treffen.
Schutzmaßnahmen gegen Cybertrading Fraud umfassen gründliche Recherchen über Handelsplattformen und Broker, die Verwendung sicherer und komplexer Passwörter, das Misstrauen gegenüber unaufgeforderten Investitionsvorschlägen und die Überprüfung aller Transaktionen und Kommunikationen auf mögliche Anzeichen von Betrug.
Wie funktioniert Cybertrading Fraud?
Die Täter von Cybertrading Fraud verwenden eine Reihe von Techniken, um ihre Opfer zu täuschen. Dazu gehören unter anderem die Schaffung gefälschter Handelsplattformen, die Verwendung irreführender Marketingmaterialien, die Manipulation von Handelsdaten und die Verwendung von Social Engineering-Techniken, um das Vertrauen der Opfer zu gewinnen.
Gefälschte Handelsplattformen
Gefälschte Handelsplattformen sind eine häufig verwendete Technik beim Cybertrading Fraud. Die Täter erstellen Websites, die den legitimen Handelsplattformen täuschend ähnlich sehen, und verwenden diese, um ihre Opfer zum Investieren zu verleiten.
Irreführende Marketingmaterialien
Die Täter nutzen oft irreführende Marketingmaterialien, um ihre Opfer zu locken. Sie können zum Beispiel unrealistische Gewinnversprechen machen oder falsche Endorsements von bekannten Persönlichkeiten verwenden.
Manipulation von Handelsdaten
In einigen Fällen können die Täter die Handelsdaten auf ihrer Plattform manipulieren, um den Eindruck zu erwecken, dass die Anleger Gewinne erzielen, während sie in Wirklichkeit Verluste erleiden.
Verwendung von Social Engineering-Techniken
Social Engineering-Techniken sind ein weiteres häufig verwendetes Werkzeug beim Cybertrading Fraud. Die Täter können versuchen, das Vertrauen der Opfer durch persönliche Kommunikation zu gewinnen, oder sie können die Identität legitimer Organisationen oder Personen vortäuschen.
Cybertrading Fraud und der Missbrauch von Krypto-Börsen
Einzahlungsprozess bei Cybertrading Fraud
Bei einem Cypertrading Betrug oder einem „Cybertrading Fraud“ investieren Geschädigte Geld bei einem Online-Broker oder einer Online-Plattform. Die Einzahlungen werden häufig über Kryptobörsen, wie Binance oder Coinbase, vollzogen. Auszahlung von Geldern oder Gewinnen werden nicht vorgenommen. Vielfach soll vor einer Auszahlung eine weitere Einzahlung geleistet werden. Einzahlungen werden beispielsweise für angebliche Kapitalertragssteuern gefordert.
Initiierung des Kontakts und Einzahlung
Nachdem die Geschädigten ihre Kontaktdaten auf diversen Webseiten eingeben, werden diese je nach Situation einem Broker zugewiesen. Ein Mitarbeiter nimmt telefonisch Kontakt mit dem Geschädigten auf. Es erfolgt dann eine Kundenverifikation, häufig mit einem Personalausweis. Im nächsten Schritt zahlen dann die Geschädigten in der Regel einen Betrag von 250,00 Euro oder 500,00 Euro ein.
Die Illusion schneller Gewinne
Vorgegaukelte Wertsteigerung
Auf dem Handelskonto können dann spannende Entwicklungen beobachtet werden. Es wird eine starke Wertsteigerung der Investition suggeriert. Mit dieser Wertsteigerung im Hintergrund fordern die Täter die Geschädigten zu weiteren Einzahlungen auf. Teilweise werden Geschädigte auch zu Einzahlungen genötigt. Eine Auszahlung der eingezahlten Beträge erfolgt in der Regel nie.
Rechtliche Einordnung des Cybertrading Frauds
Strafrechtliche Bewertung
Die Strafbarkeit ist gem. § 263 Abs. 5 Strafgesetzbuch (StGB) begründet. Es liegt ein gewerbsmäßiger Betrug als Bande vor. Die Täter spiegeln die falsche Tatsache vor, dass Geld im Wert angelegt wird. Tatsächlich werden die Beträge nicht investiert oder angelegt, sondern von den Tätern einbehalten. Dabei schädigen sie das Vermögen der Investoren und verschaffen sich damit den Vermögensvorteil. Nach kriminalistischer Erfahrung sind mindestens drei Personen involviert. Die Gewerbsmäßigkeit des Betruges ist häufig allein schon aufgrund der erlangten Gelder gegeben. Hier werden hohe Beträge erschlichen.
Nutzung eines Trading-Algorithmus
Beliebt ist bei den Tätern auch die Behauptung, sie vermehren die Investitionen unter Nutzung eines Trading-Algorithmus vermehrt. Damit wollen die Betrüger den Kunden suggerieren, dass mit technischen Hilfsmitteln eine höhere Gewinnerzielung möglich ist als mit personalen Entscheidungen von Brokern.
In den Abläufen gehen die Täter abgestuft vor. Zunächst entsteht ein Kontakt zu einer Person, die Vertrauen schaffen soll und zunächst die Einzahlung kleinerer Beträge durchführen soll. Wenn dies erfolgreich abgelaufen ist und die ersten Gewinne, die Investoren beeindrucken, wechselt zumeist der Ansprechpartner. Der neue Ansprechpartner soll dann die Geschädigten zu höheren und weiteren Einzahlungen motivieren.
Im Moment erleben wir auch wiederholt, dass betrügerischen Broker Kunden drängen, Kredite über Check24 aufzunehmen, um weitere Zahlungen zu leisten. Spätestens in diesem Stadium sollten Sie keine weiteren Zahlungen leisten und sich professionelle Hilfe durch einen Fachanwalt einholen.
Überweisungen an verschiedene Konten
Vielfach werden Überweisungen auf verschiedene Konten geleistet. Auffällig ist in der Praxis, dass die Zahlungsempfänger häufig nicht den Namen des Brokers tragen, sondern andere Firmennamen in den Kontoverbindungen genannt werden.
Eine Spur führt häufig über den E-Mail-Header zu Tätergruppierungen. Hier sind technische Recherchen zu der IP-Adresse notwendig. Auch kann teilweise über die Veröffentlichung im Internet der jeweilige Hoster ermittelt werden, über den dann weitere Spuren kriminalistisch verfolgt werden können.
Es sieht professionell aus
Die betrügerischen Online-Trading-Plattformen sind Internetplattformen von hoher Funktionalität. Den Nutzern werden die angeblich durchgeführten Trades aufgelistet und die Gewinne sowie die Ein- und Auszahlungen umfangreich dokumentiert. So entsteht der Eindruck, es handele sich bei der Plattform um eine seriöse Trading-Plattform. Der durch die Täter betriebene Aufwand ist offensichtlich hoch. Täter, die über längere Zeit einen derartigen Aufwand für ihre Betrugstaten begehen, handeln nach wirtschaftskriminalistischer Erfahrung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht unter ihren echten Personalien. Daher können die Personalien häufig nicht für weitere Verfolgungen genutzt werden.
Auch die Überprüfung angeblicher Firmensitze führt häufig ins Leere. Die Firmensitze sind teilweise fiktiv und gehören nicht zu den tatsächlichen Tätern. Teilweise werden auch Personalien echter Personen missbraucht, um Kontakt zu Geschädigten herzustellen.
Die von Tätergruppierungen genutzten ausländischen Telefonnummern sind ebenfalls vielfach manipuliert. Dies erfolgt im Wege des sogenannten Call-ID-Spoofing. Über sogenannte Voice-Over-IP-Verbindungen aus anderen Staaten wird den Empfängern eine falsche Telefonnummer vorgetäuscht. Auch dies gehört zu dem eingangs beschriebenen „Theater“, das den Betroffenen vorgeführt wird.
Eine Spur führt in der Praxis auch wiederholt über die Legitimationen bei der Eröffnung eines Bankkontos. Allerdings sind die Anforderungen innerhalb Europas nicht einheitlich. Teilweise ist es doch möglich, Konten ohne Angabe der Personalien zu eröffnen.
Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen wird mittlerweile standardmäßig abgefragt, ob bei anderen Polizeiinspektionen oder Staatsanwaltschaften bereits Ermittlungen gegen die jeweiligen Täter und gegen eine betrügerische Trading-Plattform läuft. Wichtig ist in der Praxis, dass Opfer eines Cybertrading-Fraud sich professionelle Hilfe holen. Gerne unterstütze ich Sie als Fachanwalt für IT-Recht bei den notwendigen juristischen Maßnahmen, um Gelder zurückzuholen.
Technische und geografische Hürden bei der Ermittlung
Anonymität durch Geschäftssitz und Provider
Viele betrügerische Online-Broker nutzen den Anbieter Cloudflare als Provider. Cloudflare vermittelt lediglich den Datenverkehr, sodass es schwierig ist, die Täter zu ermitteln. Teilweise registrieren die Täter die Domains in Karibikstaaten, beispielsweise auf den Marshallinseln. Die Polizei macht vielfach die Erfahrung, dass Ermittlungen zu den nach außen in Erscheinung tretenden Domains nicht zielführend sind.
Blockchain-Ermittlungen und Geldwäsche
Soweit Zahlungen über Kryptobörsen gehen, sind Ermittlungen in der Blockchain notwendig. Zahlungen werden häufig an Binance oder Coinbase geleistet. Bei beiden Unternehmen handelt es sich um Bitcoin-Börsen. Hier wird mithilfe der Täter ein Konto auf Namen der Geschädigten eingerichtet. Ermittlungen der Polizei haben dann das Ziel, Bestandsdaten bei Binance und Coinbase in Erfahrung zu bringen und die Zahlungsempfänger so zu ermitteln. Die Nutzer sind häufig im Ausland ansässig. Daher muss auch der weitere Weg des Geldes in der zweiten Ebene nachvollzogen werden. Profis nutzen mindestens zwei Ebenen im Geldwäschenetzwerk.
Die Rolle von Scheinfirmen in der Geldwäsche
Um die Geldwäsche zu ermöglichen, eröffnen die Täter Scheinfirmen. Eingezahlte Gelder werden sodann durch die Hintermänner bei echten Kryptobörsen genutzt, um Bitcoins zu kaufen. Die Scheinfirmen sind dann das Ersteinzahlungskonto. Um bei Bitcoin-Börsen weitere Informationen über die Zahlungsempfänger zu erhalten, ist teilweise eine justizielle Rechtshilfe notwendig. Daten können auch über die Financial Intelligence Unit (FIU) eingeholt werden. Diese Schritte sind essenziell, um die Geldflüsse nachzuverfolgen und die beteiligten Akteure hinter den betrügerischen Aktivitäten zu identifizieren.
Zusammenfassung und Abschluss
Cybertrading Fraud stellt eine ernsthafte Bedrohung für Anleger dar und nutzt die Anonymität und Komplexität des Internets sowie des Kryptomarktes, um betrügerische Handlungen zu verschleiern. Die Täter gehen dabei geschickt vor und nutzen technische Mittel sowie juristische Grauzonen, um ihre Identität zu verbergen und die Ermittlungsarbeit zu erschweren. Für Anleger ist es daher von größter Wichtigkeit, sich über die Risiken des Online-Handels bewusst zu sein und sich vor der Investition bei einer Plattform oder einem Broker gründlich zu informieren. Zudem sollten verdächtige Aktivitäten umgehend den zuständigen Behörden gemeldet werden, um die Chancen zu erhöhen, die Täter zu fassen und das eigene Vermögen zu schützen.